Pflegekonzepte

- Antonowsky, Salutogenese als Grundlage zum Verständnis der Gesundheitsförderung

- Ganzheitliche Pflege als theoretisches Konzept und praktische Handlungsmaxime hat für die Krankenpflege heute eine besondere Bedeutung. Es verspricht sowohl eine stärkere Patientenorientierung als auch eine Vollständigkeit pflegerischer Aufgaben, die eine gesundheits- und persönlichkeitsfördernde Wirkung für die Pflegenden haben können. Ganzheitliche Pflege nimmt somit eine Schlüsselfunktion auf dem Weg zu einer angemessenen Qualitätssicherung, einer humanen Arbeitsgestaltung und einer Professionalisierung der Krankenpflege ein.

- Moderne Pflege als Problemlösungs- und Beziehungsprozess

- Virginia Henderson (50er Jahre) 

- Juchli ATL (70er Jahre) 

- Orem Selbstpflege

- Krohwinkel ABEDL

- Leininger

- Ganzheitliche Pflege

- WHO: vierphasige Pflege Prozess nach Yura und Walsh (1988)

- Sechsphasiger Pflegeprozess nach Fichter und Meier (1998)

- Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation, Bevollmächtigter der Bundesregierung Deutschland für Pflege (2017) [pdf


2. Lebenssituation von Menschen mit chronischen Erkrankungen: 

Konzepte für Pflege

NANDA Pflegediagnosen

Deasease Management Programme

Friedemann, Theorie des systemischen Gleichgewichts

Corbien-Strauss, Trajektmodell

Gesetze SGB V Häusliche Krankenpflege und XI Kurzzeitpflege 


2. Friedemann, Marie-Louise, Theorie des systemischen Gleichgewichts – nicht zu verwechseln mit der Systemtheorie:

3. Trajekt-Modell, Plege- und Krankheitsverlaufkurve, nach Corbien-Strauss 1988: "ein Ganzheitliches, fallbegleitendes Bezugspflegesystem, das darauf basiert, bei chronischen    und sehr schweren Krankheitsverläufen die Biografie des Patienten (seine Lebensgeschichte) und sein soziales Umfeld einzubeziehen" (vgl. Kornelia Grötken, Dipl.-Pflegemanagerin (FH) Eva Hokenbecker-Belke, Dipl.-Pflegewirtin (FH))

3.1 Verlaufskurvenarbeit – 3.2 Arbeit der biografischen Körperkonzeption BKK –
3.3 Acht Arbeitstypen – 3.4 Acht Stadien des Krankheitsverlaufes einer chronischen Erkrankung

3.1. Verlaufskurvenarbeit ist a Krankheitsarbeit, b Biografiearbeit, c Alltagsarbeit 

zB Diabetikerin Diät, regelmäßig BZ-Wertkontrolle, regelmäßig Medikamente in richtiger Dosis

b zB MS verändertes körperliches Aussehen und Fähigkeiten bei Ausbruch, Schüben, Krisenphasen, Krankheitsverlaufsfortschritt erschüttert die Biografie, Selbstwert, Selbstwirksamkeit

c Bewegung, Gymnastik, Mobilisation, Prophylaxen

3.2 Biografie ist Arbeit der biografischen Körperkonzeption (BKK) als Wechselwirkung von: 

a biografischer Zeit (Vergangenheitserfahrungen seelische und körperliche wirken auf Gegenwartserleben und bestimmen damit auch die gedachte Zukunft); Krankheit, Pflegbedürftigkeit und der Älterwerden- Prozess machen die Begrenztheit des Lebens bewußt und beeinflussen die Vorstellung, wie die mit der chronischen Erkrankung umgegangen werden soll.

b Selbstkonzeption, die Identität verändert sich unter dem Eindruck der chronischen Erkrankung und dem veränderten Körperbild. Rollen und die damit verbundenen Erwartungen können nicht mehr gelebt und erfüllt werden. Beruf kann nicht mehr wie vorher ausgeübt werden.

c Körper.  Leistungsfähigkeit ist begrenzt. Sinnes- und Körpererfahrungen fallen aus und der chronisch Kranke steigert seine zielgerichtete Selbstbeobachtung – Körperlauschen (Price 1989).

> Die zentrale Aufgabe ist, die BKK-Kette wieder aufzurichten. Selbst, Körper, biografische Zeit neu zu definieren, Normalität auf neuem Niveau zu leben. 

Kontextualisieren: Identität wieder herstellen, Biografie neu entwerfen. Hineinnahme der Krankheitsverlaufskurve in die Biografie. Performanz. Handlung bedarf des Körpers, der mentale, psychische Prozesse harmonisch abstimmt.

3.3 Acht Arbeitstypen (Pat Chronisch Kranker, A Angehöriger, PK Pflegekraft)

- Körperbezogene Arbeit:
Pat 
abhängig von Ressource, Kontext, Mobilität
PK
Unterstützung, Anleitung, Schulung bei Körperpflege, Mobilisation, Prophylaxen, Essen, Ausscheiden

- Medizinisch-technische Arbeit:
Pat 
Medikamenteneinnahme, Vitalwertkontrolle, Dialyse überwachen, BZ kontroll., Krankengymnastik durchführen
PK
Medikamente eingeben, Vitalzeichen kpotrollieren, Injektionen, Verbandswechsel, Anleitung, Schulung und Kontrolle

- Informationsarbeit:
CK
Informationsbeschaffung: Ärzte, Pflegende, Selbsthilfegruppen, Freundinnen, Internet, Zeitschriften
PK
Information über Symptome, -Krankheitszeichen, weitere Informationen besorgen, geben, Kontakte herstellen (Ärzte), Gesprächsübernahme-Advocacy Kontakte herstellen und Absprachen treffen (Selbsthilfegruppen, Krankengymnastik, Ergotherapie, Krankenkassen, MDK, Sanitätshäuser)

- Aushandlungsarbeit:
Pat 
Verlaufskurvenplanung, -Projektionen, über Krankheitsverlauf austauschen, Bedürfnisse artikulieren ggfs. gegen Widerstand durchsetzen
PK
Abgleich der eigenen Vorstellung über Verlaufskurvengestaltung mit Betroffenen und Angehörigen-Ansprüchen; Information, Deuten, Klären Optionen aufzeigen, Arbeitsteilung absprechen, Verantwortungen klären

- Sicherheitsarbeit:
Pat 
Beobachtung der Symptome, Testen von Geräten, behindertengerechte Wohnraumausstattung
PK
Beobachtung des Gesundheitszustandes, des Wohlbefindens des CK und Angehörigen, für sichere Umgebung sorgen, Sicherheitsbedürfnisse der Angehörigen berücksichtigen, Deuten und Klären von Symptomen, Schulung von Symptommanagement, technische Sicherheit von Geräten,  Hilfsmitteln gewährleisten, Schulung im sicheren Umgang mit Hilfsmitteln, technischen Geräten, Beratung zur behindertengerechten Wohnraumgestaltung, Deuten und Klären von Widerständen bei der Nutzung von Hilfsmitteln

- Wohlbefindensarbeit:
Pat 
Aspekte feststellen, die Wohlbefinden schaffen (Schmerzfreiheit, Wärme, Kälte, Licht, Temperatur, Nahrung, Lagerung, Schmerzfreiheit, spirituelle Bedürfnisse, soziale Kontakte)
PK Eingehen auf Wünsche nach Ruhe, Unterhaltung, auf spirituelle, geistige, psychische Bedürfnisse, Alltagsnormalität, -rituale, Beachten von Ängsten, Stimmungen, Kontaktwünsche; Deuten und Klären von Ursachen von Unwohlsein, Anleitung zur Selbstbeobachtung, Entspannungstechniken (b. Schmerz, Stress)

- Gefühlsarbeit:
Pat 
Trauerarbeit um Alterungsprozesse, Partnerverlust, Fähigkeitenverlust, Rolllenverlust, Fassungsarbeit um schambesetzte pflegerische Intervention im Intimbereich zu ertragen, Krisenerfahrung verarbeiten, Freude über Wiedererreichen oder Erhalten von Fähigkeiten, über soz. Kontakte, sinnstiftende Tätigkeiten
PK
Trostarbeit, aktiv zuhören, Gespräche führen, deuten und klären durch Eingehen auf Sorgen, Ängste, Fassungsarbeit, um scham-, ekel- oder angstbesetzte Pflegesituationen zu entspannen; Hoffnungsarbeit, Teilen von Freude, Begleitung der Angehörigen, in Krisen Präsenz zeigen

- Biografiearbeit:
Pat 
Bilanzierung der Auswirkungen der Krankheit auf die Biografie, Wiederaufrichtung der Identität, nicht Gelebtes in der Lebenszeit akzeptieren
PK
Begleiten beim Bilanzierungs-Prozess aktives Zuhören, Deuten und Klären bei der Neudefinition von biografischer Zeit, des Selbst- und Körperkonzeptes, ggfs neue Wege aufzeigen

Projektionen/Vorstellungen werden von allen Akteuren zu Beginn der Erkrankung und der pflegerischen Beziehung entwickelt. Sie verändern sich. Symptome bewältigen, Krankheitsverlauf kontrollieren.

3.4 Acht Stadien des Krankheitsverlaufes einer chronischen Erkrankung  S: Aspekte Z: Handlungsziel

0. Vorstadium der Erkrankung
A: genetische Faktoren, Lebensweise, die Gesellschaft o. Individuum für eine chronische Krankheit prädisponierenZ: Vorbeugen/Prävention durch gesundheitsfördernde Lebensweise 

1. Verlaufskurvenbeginn
A: erste Symptome, Diagnostik, Unsicherheit über Konsequenzen für Biografie, Alltag, Berufsarbeit, Familie Z: Angemessene Verlaufsvorstellung und-pläne entwickeln

2. Stabile Phase
AZ: Krankheitsverlauf kontrollierbar, ATL und Biografie sind im Rahmen der limitierenden Faktoren ausbalanciert, Krankheitsmanagement zuhause: Wichtigste Phase: Stabilität der Verlaufskurve erhalten und Pat. und Angehörige zu unterstützen

3. Instabile Phase
A: Symptome nicht kontrollierbar, biografische Probleme, Probleme, den Alltag, die Familien-, Berufsarbeit zu organisieren
Z: Rückkehr in stabile Phase.

4. Akute Phase
A: Komplikationen o. Zunahme der Symptomatik. Begrenzte Aktivitäten möglich. Evtl. Krankenhauseinweisung
Z: Handlungziel ist Kontrolle der Kr. und Rückkehr in stabile Phase.

5. Krisenphase
A
. : Kritische o. lebensbedrohliche Sit. 
Z: … ist Kontrolle der Kr. und Rückkehr in stabile Phase.

6. Normalisierung
A
. : Weg finden für Leben m. eingeschränkten Ressourcen. Aufwärtsgerichter Verlauf
Z: … ist Erreichen körperlichen und seelischen Wohlbefindens (orientiert an den adaptierten Verlaufskurvenvorstellungen und Plänen aller Akteure.)

7. Abwärtsphase
A
.: Gradueller o. rapider Verstärkung der Symptomatik. progredienter Verlauf, Problem der Symptomkontrolle. Alltag und Biografie müssen ständig angepaßt werden
Z: Akzeptanz und Anpassen an die sukzessiven Fähigkeitverluste 

8. Sterbephase
A
: Rapide Fähigkeitsverluste. Tage o. Wochen vorm Tod. Bedürfnis Leben zu reflektieren um das Leben loslassen zu können
Z: Würdevolles Sterben ermöglichen



oh, 2020