Ernährung, Geschichte der

Deutschland 1800

Trinken: Vor dem Siebenjährigen Krieg trank der gemeine Mann gewöhnlich noch Wasser und zu Zeiten ein Glas Bier; […] Die Vornehmen tranken Tee; und nur dann, wenn sie Besucher hatten, Kaffee.

Frühstück: Morgens wurde eine Bier-, Mehl-oder Milchsuppe gegessen. Altes Brot in Milch getunkt.

Mittag: Was der Bauerhof hergab wurde gegessen. Sauerkraut, Bohnen, Möhren, Kartoffeln, Spinat. Salz eingelegtes Fleisch gekocht. „Kräftige Suppe mit Fleischklößen und Reis, danach das Suppenfleisch mit Kartoffeln und Petersilien-Brühe” Q: Jansen

Abendessen: Butterbrot

Feiertags: gemästeter Kalbsbraten

Haltbarmachen und Lagern des Selbsterzeugers: Einmachen, einkochen, in Salzwasser einlegen und Trocknen, Räuchern … kühl lagern in irdenen großen Gefässen und Einweck-Gläsern im Keller. Die Methoden der Haltbarmachung.

Milch und Butter von Rindern. Schweine, Ziegen, Kühe, Schafe. In Salz eingelegt und geräuchert Fleisch, Sauerkraut, Bohnen, Äpfel gelagert, Kartoffeln und Möhren in Erdmieten im Keller gelagert über den Winter. Getreide, Stroh und Heu auf dem Boden gelagert. Apfelsaft wurde zu Most gegoren, mit Schwefel versetzt, daß es nicht zu stark gärt, oder gekocht, damit er nicht gärt und die volle Süße erhalten bleibt. Süsse durch Birnen und Pflaumen. Salz durch den Handel eingekauft.

Sorge über die Nachhaltigkeit und die Grenzen des Wachtums um 1800: „Welch eine Menge Geldes an Comödien, Bälle und öffentliche Lustbarkeiten verschwendet wird, das ist nicht zu sagen und kann nicht berechnet und nicht genug beklagt werden. Nimmt man nun noch dazu, daß alle dergleichen Arten des Luxus, der Unersättlichkeit der menschlichen Natur gemäß, nicht ab-, sondern immer zunehmen, so folgt unwidersprechlich, daß auch die Einnahmen im Verhältnis jener Ausgaben steigen müssen. Ist das aber nun auch wirklich der Fall? Und gesetzt auch, er wäre es, so ist doch der Flor der Gewerbe, Landwirtschaft, Fabriken und Handlung nicht unendlich. Der Gewinn kann außerordentlich hoch steigen, aber er hat doch seine Grenzen. Der ganze Reichtum der Natur kann endlich erschöpft werden, aber der Hunger einer Seele, die im irdischen, sinnlichen Genuß lebt, steigt ins Unendliche und wird nie gesättigt. Allein, wenn wir uns in der gegenwärtigen Zeit recht umsehen und den Zustand der Gewerbe redlich und unparteiisch prüfen, so ist das keineswegs der Fall, daß allenthalben Gewinn und Gewerb so zunimmt, wie der Luxus; im Gegenteil, an den mehrsten Orten nimmt er ab – nun überlegt nur selbst, was das für Folgen haben muß? Nach und nach wird die Armut hin und wieder einzelne Familien wie ein ge-wappneter Mann überfallen. Wut, Verzweiflung, Selbstmord, heimlicher und öffentlicher Diebstahl, Raub und Mord werden überhand und die öffentliche Sicherheit abnehmen. Von den einzelnen Familien wird das nach und nach zum Allgemeinen übergehen. Diejenigen, die Gewalt haben und die allgemeine Armut zu empfinden anfangen, werden sich ihrer Gewalt bedienen und die Schächeren drücken und vollends aussaugen. Wenn aber nun auch noch Krieg, Teuerung und Mißwachs dazu kommen, wie das wirklich gegenwärtig der Fall ist, so müssen ja alle diese schrecklichen Folgen noch beschleunigt werden ... ”, in: Jung-Stilling: Der christliche Menschenfreund, Erzählungen für Bürger und Bauern (1803)

oh, 2020