CNI Chronische Niereninsuffizienz

Definition

Irreversibler Ausfall funktionstüchtiger Nephrone mit der Folge über längerer Zeit bestehende, permanente Einschränkung der glomerulären, tubulären und endokrinen Funktionen beider Nieren.

PD Pflegediagnosen:

  • Elektrolyungleichgewichts, Gefahr eines N5.243


Epidemiologie: 
Inzidenz Westeuropa 10/100.000, USA 60/100.000
Prävalenz CNI mit GFR < 60ml/min 12% 

Prävalenz bezeichnet die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Sie ermittelt sich aus dem Quotienten aus der Anzahl der betroffenen Individuen in einer Population und der Anzahl aller Individuen dieser Population:

    P = M betroffen / M gesamt (P = Prävalenz, M = Menge)

Inzidenz ist nur die Zahl der Neuerkrankten

Harnpflichtige Substanzen

Kreatinin (Muaskelstoffwechsel), Harnstoff (Proteinstoffwechsel), Harnsäure (Purinstoffwechsel), Ammonium NH4+, Cystatin C (altersunabhängig bei Männern: zwischen 0,5 und 0,95 mg/l; bei Frauen: zwischen 0,55 und 0,95 mg/l), Phosphat, Wasser, E‘lyte, Chlorid, Wasserstoffionen

Symptome für Phospatüberschuss im Blut

Urinbeobachtung

Menge täglich, stündlich
 + Einfuhr, Gewicht (Wassereinlagerungen)

Farbe, Aussehen (milchig, trüb, Sediment, Gries im DK-Schlauch)

Hautbeobachtung

Hautverfärbung (Cafe au lait-kolorit, bräunlich-gelb, Urochrome, Urämie), Pruritus, Kratzwunden,
Ödeme Knöchelbereich, Augenlider, Hautblässe (renale Anämie) auch Schleimhäute


Symptomatik:

Früh:
– Polyurie (wenig gefärbt, heller Urin, Konzentrierungsdefekt mit Isosthenurie), Nykturie, Pollakisurie
– erhöhter Blutdruck,
– Ödeme der unteren Extremitäten, Lidödeme
– Schmerzen im Nierenlager und dysurische Beschwerden mit Fieber (bei Pyelonephritis)

Spät:
– Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Blässe (renale Anämie)
– ZNS Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Sehstörungen
– Appetitverlust, Übelkeit (urämische Gastroenteropathie)
– Hautjucken
– Muskelzuckungen (Muskelfibrillieren, Myopathie)

Endstadium:
– Erbrechen, Gewichtsverlust, Diarrhoe
– Luftnot
– (Leitsymptom) Rückgang der Urinmenge, Oligurie (< 400ml/day), Anurie (< 100ml/day) 

– Urämische Enzephalopathie ZNS (Verwirrtheit, Benommenheit, Schläfrigkeit, Krämpfe, Koma)
– vermehrte Blutungsneigung (Thrombozytopathie, evtl. Thrombozytopenie)

Störung Wasser-, Elektrolyt- u. Säuren-Basen-Haushalts: Hyperkaliämie, Hyponatriämie, metabolische Azidose

Herz und Kreislauf: Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, Perikarditis, Perikardreiben oder -Perikarderguss

Lunge: Lungenödem, Pleuritis

Blut:
renale Anämie -> verminderte Erythropoietinprod. der Nieren, hämorrhagische Diathese, 
verminderte Produktion der aktiven Form des D3 Cholecalciferol -> Calcitriol

Knochen: renale Osteopathie, Neigung zu Frakturen

Medikamente: Verminderte Medikamentenausscheidung!!! Längere evtl. erhöhte Wirkung


Diagnose:

Sonografie (Befund: Schrumpfniere, unregelmäßige Oberfläche, Zystenniere), Nierenbiopsie, Nierenszinitgrafie, Agio CT, Angio MRT, Urinstix (Bakturie)

BB- und Urin auf harnpflichtige Substanzen: Kreatinin-Clearance, GFR, Kreatinin (Muskelstoffwechsel), Harnstoff (Proteinstoffwechsel), Harnsäure (Purinstoffwechsel), Ammonium NH4+, Cystatin C (altersunabhängig bei Männern: zwischen 0,5 und 0,95 mg/l; bei Frauen: zwischen 0,55 und 0,95 mg/l), Phosphat, Wasser, E‘lyte, Chlorid, Wasserstoffionen


Laborbefunde:
– Anstieg Kreatinin, Harnstoff, Cystatin C
– Kreatinin-Clearance-Rückgang
– Renale Anämie (niedrig: Hb,  Hämatokrit, Erythrozytenzahl)
– Hyperphosphatämie (Tendenz), Hyperkaliämie, Kalzium i. S.
– Cholecalciferol-Mangel (Verlust über Urin)
– Parathormonerhöhung
– Metabolische Azidose
– Hyperproteinämie und Hypoalbuminämie m. nephrotischen Syndrom
– Mikroalbuminurie (norm: 30-300mg), Albuminurie, Proteinurie
– Erythrozyturie (dysmorphe Ery's, Ery'zylinder b. Glomerulonephritis)
– Leukozyturie und Bakterie bei Harnwegsinfekt
– spezifisches Uringewicht bei terminarler Insuffizienz um 1.010g/l, Osmolalität < 600mosmol/kg

Nierenstadien (auf Retention bezogen)

Stadium 1: Kompensiertes Dauerstadium:
Kreatinin-Clearance ist eingeschränkt. Kreatininspiegel im Plasma -> im Normbereich.
Keine klinischen Symptome erkennbar

Stadium 2: Kompensierte Retention: Kreatinin ist im Plasma erhöht, keine klinischen Symptome erkennbar

Stadum 3: Dekompensierte Retention: klinische Symptome durch fortgeschrittenen Funktionsverlust der Nieren

Stadium 4: Terminale Niereninsuffizienz (Urämie): Nierenversagen -> Dialysepflicht und Nierentransplantation

[ Stadien der Niereninsuffizienz, National Kidney Foundation
 Stadium  GFR ml/min (120 norm)  ICD10-Code  Nierenfunktion  
 1  > 90  ICD N 18.1  Nierenschädigung m. normale Nierenfunktion
 2  60 – 89  ICD N 18.2  milde Niereninsuffizienz
 3  30 – 59 | Blutkreatinin (++) |  ICD N 18.3  mittelschwere Niereninsuffizienz
 4  GFR 15 – 29, Kreatinin > 6mg  ICD N 18.4  schwere Niereninsuffizienz
 5  < 15  ICD N 18.5  chronische, terminale Nierenversagen


GFR 30-59:

GFR 15-29: Metabolische Azidose, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Hyperkaliämie, subjektive Dyspnoe, Eiweißkatabolismus


Ursache: 

- Diabetische Nephropathie (35%), 
- Vaskuläre Nephropathidien, Artherioskleroserose, Hypertonus (25%), 
- chronische Glomerulonephritiden (15%), 
- chronische interstitielle Nephritiden,
- Pyelonephritiden,
- Analgetikanephritiden (Diclofenac, Ibuprofen, ASS)
- Zystenniere


Risikofaktoren: Albuminurie für kardiovaskuläre Risiko und Progression der NI, Erniedrigter 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel (Cholecalciferol), Hyperlipidämie, Rauchen, Anämie


Pathophysiologie:

Verminderte Erytropoetinbildung, erhöhte Reninbildung, Prostaglandine


Therapie: 

Diuretika, Ernährungstherapie, Beobachtung von Erythrozyten, aktives Vit D3 (Calcitriol), Dialyse und Nierentransplantation ab Stadium 5

Nierenschulung -> bewußte Lebensweise, Bewegung bis zum Schwitzen, Ernährungstherapie, Diät (K-arm, NaCl-arm), Phosphatarm (renale Osteopathie, Ca-Spiegel senkend)

Medikamente: Diuretika + Kaliumsparende (Spironolacton, Aldosteron-Antagonist, Verhinderung einer HypoKaliämie)

Ernährungstherapie: 


Prävention:

Primär: Gewichtsreduktion, Sport, optimale Einstellung von Diabetis mellitus, Hypertonie (ACE-Hemmer-Medikation),

Sekundär: Beobachtung der Entwicklung mögl. Mikroalbuminurie (Vorzeichen einer diabet. Nephopathie) 

Tertiär: DM, Hypertonus


Pflege:

– Unterstützung bei der Diagnosestellung Uringewinnung, Sammelurin, BB

– Begleitung zur Sonografie, Biopsie, Dialyse (Diagnostik)

– Verbandswechsel und Wundbeobachtung der Biopsiepunktionsstelle

– Auftragen Antipruritischer Salben W/O-Emulsion, Hautpflege, Wundversorgung

– Blutdruck, regelmäßiger Urinstatus

– Shuntpflege

– Verbandswechsel


Pflegediagnosen:

PD Schmerz
bF: CNI, Hypertonus, Adipositas, DM II

S: Schmerz, Nierenkoliken, Fieber, Spastische Schmerzen
R: Kann sich beobachten, schreiben

Z: Weiß, wann Schmerzspitzen sind, erkennt Schmerzauslöser, Wahrnehmungsfähigkeit ist gefördert
M: Schmerztagebuch

PD Pruritus

PD Hautschädigung
bF: CNI, Adipositas, DM II

S: offene Läsionen d. Haut, Intertrigo in den Leisten unter Hautfalten, Bauch- und Brust

PD Flüssigkeitshaushalt, Bereitschaft für verbesserten
bF: CNI, Hypertonus, Adipositas, DM II

S: K+ 6,9 (norm: 3,8 – 5,2 mmol/l), Durst
R:

Z: Pta. trinkt natriumarm, kaliumarm, phosphatarm in begrenzter Menge auf Ausscheidung + 500ml/day
M: Früchtetees, Kräutertees; vermeiden von Cola, Milch, Obstsäfte, Gemüsesäfte; bei Durst und erreichtem Trinklimit Zitronenschnitzel lutschen

PD Mangelernährung
bF: CNI, DM II

S: Gewichtsverlust, Muskelatrophie
R: 

Z: Ernährung ist kohlehydratreich, protein-, phosphat-, Kalium-, natriumarm
M: Nephrologische Ernährungsberatung

M: Ernährungsstatus erheben, Ernährungsgewohnheiten klären: Was wird wann wieviel gegessen und getrunken?
Blutlaborparameter

PD Machtlosigkeit
bF: CNI, Unsicherheit

S: Abhängigkeit von Arzt, 

PD Selbstkonzept, Bereitschaft für ein verbessertes
bF: CNI, Hypertonus, Adipositas, DM II, Mikroalbuminurie

S: verringerte Leistungsfähigkeit, Konzentzrationsstörungen, Lid- und Knöchelödeme
R: Hat Partner, der unterstützt

Z: Beteiligt sich an DMP Programmen und Aktivitäten zur Stärkung d. Selbstwertgefühls
M: Initiales Gespräch, Methode aktiv Zuhörend, Situationsanalyse, -vergegenwärtigung, Klörperbild, Identität, Familie, Beruf

Z2: realistische Ziele erarbeiten
M2: Gespräch, Betroffenengruppen, Selbsterfahrungsgruppen

Z3: Yoga, Autogenes Training, Stressbewältigungsstrategien sind bekannt
M3: Anleitung und Beratung






Literatur: 

Herold, Innere Medizin 2014


Links, zusätzlich:

Laborwerte

Nierendiagnostik Urinbeurteilung

Dr. Gumpert

Flexxicon

Wikibooks

oh, 2020